Es gibt eine anatomisch korrekte Stellung des Kiefers – weist dieser eine solche Stellung nicht auf und ist diese Abweichung behandlungsbedürftig, so wird von einer Kieferfehlstellung gesprochen. Diese muss behandelt werden, damit sich weder Kauprobleme noch Schmerzen ergeben.
Was ist die Kieferfehlstellung und wo liegen die Ursachen?
Im Idealfall greifen die Zähne von Ober- und Unterkiefer ineinander und bewirken die sogenannte Okklusion – den Kieferschluss. Für die richtige Stellung sind vor allem die Backenzähne, die sich ungefähr im Alter von sechs Jahren zeigen, und die Eckzähne verantwortlich. Außerdem ist ein leichter Überbiss in vertikaler und horizontaler Richtung wichtig. Das bedeutet, dass die oberen Frontzähne ein Stückchen vor den unteren Schneideizähnen stehen sollen und diese ca. ein bis zwei Millimeter überlagern sollen.
Die Ursachen für Kieferfehlstellungen sind mannigfach. Es kann sein, dass der Kiefer zu klein oder zu eng ist, dass er zu groß oder zu weit ist. Einige Fehlstellungen sind angeboren, andere durch Daumenlutschen oder andere Angewohnheiten erworben. Auch durch Unfälle mit Verletzungen im Frontzahnbereich im Kindesalter können sich Kieferfehlstellungen ergeben, die sich dann bei den bleibenden Zähnen zeigen.
Wie wird die Kieferfehlstellung behandelt?
In den meisten Fällen erkennt der Zahnarzt im Rahmen der üblichen Vorsorgeuntersuchung eine Kieferfehlstellung und leitet die weitere Behandlung ein. Zur genaueren Diagnose erfolgt meist das Röntgen des Kiefers sowie eine Vermessung desselben durch den Kieferorthopäden. Dieser wird Abdrücke des Gebisses nehmen, damit eine Zahnspange individuell hergestellt und angepasst werden kann.
Die Behandlung beginnt meist im Alter zwischen zehn und zwölf Jahren, nur bei wenigen Kieferfehlstellungen wird sie bereits im Grundschulalter vorgenommen. Viele Stellungsfehler können sich durch das reguläre Kieferwachstum von selbst geben, daher ist eine zu frühe Behandlung nicht sinnvoll.
Was sind behandlungsbedürftige Fehlstellungen?
Zum einen muss der Zahnengstand behandelt werden, bei dem die Zähne verdreht oder in zweiter Reihe wachsen. Hierbei wird der Kiefer mithilfe einer Dehnplatte geweitet, teilweise ist das Ziehen der Zähne nötig, damit Platz geschaffen wird.
Bei einem Vor- oder Rückbiss stehen die Zähne in falscher Richtung zueinander, hier muss die Behandlung möglichst frühzeitig beginnen.
Bei einem Kreuzbiss stellt sich das Problem, dass der Unterkiefer auf beiden Seiten breiter ist als der Oberkiefer – normalerweise ist es umgekehrt. In dem Fall muss die Behandlung ebenfalls frühzeitig beginnen, damit die Kaufunktion der Backenzähne hergestellt werden kann. Dies gilt ebenso für Schneidezähne, die in falscher Richtung stehen – wenn also die unteren Schneidezähne über die oberen Frontzähne ragen.
Ein offener Biss kann seitlich oder frontal auftreten und stört sowohl beim Kauen als auch beim Sprechen. Feste Zahnspangen oder in schweren Fällen Operationen beheben das Problem.